Daodejing

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Dàodéjīng (道德經), im Deutschen meist „Daodejing“, früher auch „Tao Te King“, auch unter „Buch Laozis“, Lauzi.

Es ist einer der grundlegenden Texte der chinesischen Philosophie und der zentrale Schriftträger des Daoismus. Es entstand vermutlich zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. und liegt in mehreren frühen Textfassungen vor, darunter archäologisch belegte Bambus- und Seidenhandschriften. Laozi (Laotse) gilt traditionell als Verfasser; historisch ist er eher als legendäre Sammelfigur zu verstehen. Es entstand vermutlich zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. Mit einem Umfang von etwa 5.000 Schriftzeichen gehört es zu den knappen, zugleich aber wirkungsmächtigsten philosophischen Texten der Weltliteratur.

Der Text gliedert sich in 81 kurze Kapitel und wird traditionell in zwei Teile unterteilt: den Dao-Teil, der sich mit dem Begriff des „Weges“ oder des kosmischen Grundprinzips befasst, und den De-Teil, der die Wirksamkeit oder innere Tugend beschreibt, die aus dem Leben im Einklang mit diesem Prinzip hervorgeht. Das Daodejing ist aphoristisch und poetisch formuliert; es verzichtet auf systematische Argumentation zugunsten von Paradoxien, Bildern und Verdichtungen.

Zentrale Begriffe sind das Dao als namenloses, alles durchdringendes Prinzip, De als dessen konkrete Wirkkraft im menschlichen Handeln sowie Wuwei, das nicht-erzwingende, situationsangemessene Handeln. Der Text richtet sich nicht nur an den Einzelnen, sondern auch an Herrscher und politische Entscheidungsträger; er entfaltet eine Ethik der Zurückhaltung, der Einfachheit und der indirekten Wirksamkeit.

In China wurde das Daodejing früh kanonisiert und wirkte nachhaltig auf Philosophie, Religion, Medizin, Kunst und Dichtung. Seit dem 19. Jahrhundert ist es auch im Westen intensiv rezipiert worden und gehört zu den meistübersetzten Texten der Weltliteratur. Seine Wirkung reicht von der Philosophie über politische Theorie bis in die moderne Lyrik und Lebensphilosophie.